Der Maurentöter und General Franco

Kurz nach dem Fund des Codex Calixtinus zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die passenden Reliquien zum Jakobuskult entdeckt und so langsam kommt die Pilgerbewegung wieder in Gang. Der Diktator Franco, erklärte 1937 den Jakobustag zum Nationalfeiertag, öffnete nach dem Bürgerkrieg die Archive und förderte die Forschung.

1938 übersetzte Jeanne Vielliard das fünfte Buch des Codex ins Französische „Der Maurentöter und General Franco“ weiterlesen

Die Ausrüstung

Es ist unvermeidlich auf die Ausrüstung des Wanderers zu erwähnen. Was sind die besten Klamotten? Was sind die bequemsten Schuhe? Jeder Spaziergänger, jede Fußpflegerin, jeder Bergführer vertritt seine eigene Philosophie und er teilt sie mit Enthusiasmus. Deshalb behaupte ich: Das ist alles nur Geplapper für die Ewigkeit.

Das Modell der Hose mit der man wandert, ist meiner Meinung gänzlich unwichtig. Shorts, wenn es schön warm ist, eine warme Hose wenn es kalt ist, lange wenn es Brennesseln oder Dornen am Weg gibt. Die Outdoor-Boutiquen haben alles in Hülle und Fülle wovon ein Wanderer nur träumen kann.

Die Kleidung hängt im Wesentlichen vom Geschmack ab. Ein T-Shirt, wenn die Sonne brennt, ein Sweat-Shirt, wenn der Wind weht, ein Baumwollhemd, wenn es zu kalt ist, einen Schal um den Hals um vor dem Nordwind zu schützen, der den Schnupfen, Halsweh und andere diverse Wehwehchen züchtet.

Der Schuh ist das wichtigste und heikelste Subjekt. Die Schuhe führen zu ausgedehnten Diskussionen unter den Wandersleuten. Ich für meinen Fall… Es gibt eine lange Zeit, in der ich ganz oben im Schuhregal die wichtigsten Erinnerungen meiner Wanderungen aufbewahrte: Die Schuhe. Sie sind nicht die besten, denn man läuft sich in ihnen Blasen. Neuerdings bevorzuge ich mit Abstand zum Wandern die kleinen bequemen ausgelatschten Weitwanderschuhe, schön verdreckt unter der Sohle und zwei paar Wandersocken übereinander.

Wenn man sich die Füße der nepalesischen Bergbewohner ansieht, die mit ihnen sehr hoch in die Berge klettern, die zehn Zehen sind frei von jedem Hemmnis, sie kommen einfach barfuß vorwärts. Wenn man seine Knöchel quälen will, ist es besser zu Hause vor dem Fernseher zu bleiben und die Qual abzuhalten, weniger hart, mit mehr Bewegungsfreiheit, kräftigeren Muskeln und weniger plump, als eingezwängt zwischen zwei ledernen, steifen Schienen.

Am härtesten ist, dass ich nun diese Gewissheit habe und ich habe wirklich Erfahrungen in verschiedenen Regionen gemacht – ist nicht die Meinung des Verkäufers eines Sportschuhgeschäftes. Dieser, normalerweise sportlich und Mitglied eines Wandervereins, wird dir mit Hilfe hinterhältiger Leute beweisen, dass du ein Ahnungsloser bist und dass Du aufhören kannst zu jammern, unterwegs dein miserables Leben in einer Bergschlucht beenden. Ohne die Verformung des Fußes, den Druck auf die Wirbelsäule, die Verstauchung, die Verrenkung, die Arterienverkalkung der großen Zehe, der Cholera der Wade, das Geschwür am Knöchel, kurz das Entsetzens und Elend in allen ihren Formen ist allein dem Schuhmodell hinzuzurechnen, die es gilt zu vermeiden.

Ich misstraue seit jeher dem Modephänomen sowie der Voreingenommenheit, egal woher sie kommen. Und vielleicht werden Sie mir in einigen Jahren das Lob des Holzschuh‘s vorlesen, er sei ideal zum Klettern … Das Wichtige besteht darin, sich in einem im Schuh gegebenen Moment wohl zu fühlen, der dein Leben teilt.

Seien wir freilich gerecht, um daher zu den Latschen zurückzukehren. Er ist ein zu respektierendes Gebot: Die Schuhsohle soll auf mehr oder weniger rutschigen Felsfliesen Halt bieten. Man braucht daher ein Minimum an Relief darunter,  denn wenn man wegrutscht, ist es nicht nur der Fuß der wegrutscht, der als Körperteil leidet, der auf den Boden oder am Felsen aufschlagen wird, sondern das Knie, das immer zerbrechlich ist, oder der Ellenbogen, den man sich brechen kann.

Aber die größte Feindin des Fußes, der heimtückische Schmerz, der deine Tour in eine Schinderei umwandeln wird, ist die Blase… Es ist fast unmöglich, die Geburt einer Blase  zu vermeiden, so sind die Faktoren zahlreich, die zu ihrem Aufblühen beitragen werden: die Falte einer Socke, sehr drückende oder sehr gelockere Schnürsenkel, und so weiter… Ohne die Gründe zu kennen, bleibt nur dem Wanderer übrig die Wirkungen zu bagatellisieren. Die moderne Pharmazie hat eine Schar angeblich wunderbarer Produkte auf den Markt gebracht, die so geplatzte Haut zu reparieren. Nachdem ich alle Arten der Salben und Heftpflaster im Laufe meiner zahlreichen Eskapaden in der Natur versucht habe, folge ich schließlich den Ratschlägen eines Ehemaligen, der die Gesamtheit seiner Wehwechen mit dem einzigartigen Hausmittel kurierte: Vaseline.

Halte sie als Wanderanfänger mit den kleinen zerbrechlichen Füßen gut zurück. Wenn eine Blase aufblüht, helfe ihr zum Platzen und bohre sie mit Hilfe einer Nadel durch, leere ihr Wasser aus, bestreiche sie großzügig mit Vaseline und ziehe Socke und Schuh ohne sie zu verbinden wieder an. Wiederhole das ganze alle zwei oder drei Stunden. Das Fett wird die Haut mit Feuchtigkeit versorgen und sie ablösen, sie bleibt als Puffer zwischen Socke und dem rohen Fleisch und ermöglicht so, gut verteilt, daß sich neue Haut von unten bildet. Allerdings ist diese Methode sehr umstritten. Mitunter hilft es, die Blase rechtzeitig mit einem Blasenpflaster zu versorgen. Zwei Paar Socken übereinander vermeiden, daß Reibungen am Fuß entstehen, die Socken sollten auf keinen Fall zu oft gewaschen werden.

Schuhe auf Weitwanderwegen…

 

Via Scandinavica

 

Via Scandinavica auf Fehmarn
Limeswall auf der Via Scandinavica

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Die waschen sich, diese Tiere da?

Manche erschauern und werden denken: „Mein Gott, diese Leute sind aber sehr schmuddelig, sie schlafen auf dem Boden und sie werden wohl wie ein Ziegenbock riechen… „Na, das nicht, liebe Leute. Bisher hat sich kein einziger Abend auf der Reise gefunden, daß ich nicht sauber wie ein Neugeborener in meine Daunen gefallen bin.

Es ist richtig, dass der Sauberkeitsbegriff nicht wirklich derselbe auf der Tour ist, wenn man als Vergleich die Reklameschilder der Supermärkte oder Werbekataloge „der weiße Riese“ in unseren Städten sieht. Natürlich hat der Hosenboden nach einigen Tagen und einigen Pausen eine staubige Farbe. Aber ist er schmutzig? Nein, er ist einfach nur ein sympatisches Höschen geworden, die Hose hat die Farbe der Umwelt angenommen, genau wie eine Pfeife oder Teekanne. Ihr werdet sagen, das ist normal für eine Hose…

Egal, welchen Weg man geht, bläst einem der Wind den Staub ins Gesicht, ohne dass man es merkt. Der erste Brunnen entstaubt das rote Gesicht ein wenig. Aber kann man behaupten, daß man vorher schmutzig war? Ich bevorzuge trotzdem das bißchen Sand des Weges. Vor allem die Bauern verspotten die Leute aus der Stadt: „Das Land, das ist nie schmutzig…“ Die Grenze zwischen dem eigenen Selbst und einem schmutzigen Individuum ist doch relativ. Es ist wahr, um selbst sauber zu sein muss ich mit meinen schmutzüberzogenen Schuhen meinen Hintern auf meinen
weichgepolsterten Sitz einer monströsen Stahlkarrosse mit 100 PS klettern, dann ist endgültig, ich bin schmutzig.

Ich bin schmutzig, aber ich bin gut. Meine Wanderhose hat seit der Zeit Methusalems keine Bügelfalte mehr, mein Hemd ist nicht mehr in Form, meine Schuhe haben die Farbe der Erde des Weges angenommen und die bescheidenen Menschen, die ich treffe sehen alle gleich aus.

Ich glaube, dass der wirkliche Unterschied zwischen Reinheit und Schmutz beginnt mit dem Geruch. Man verzeiht leicht Staub und Flecken, aber man aktzeptiert nicht, daß der Andere weniger als andere baden und in seinem Duftgemisch aus Makrelen und Weißwein, Hundekot und verfaulten Eiern schwimmend zu seinem nächsten Nachbarn kommt. Es ist selten, dass so eine Konservation lange dauert. Einfach gesagt, es grenzt an die menschliche Selbstachtung und die Achtung der anderen.

Aber wie macht man eine Seifenlauge oder wie spült man Geschirr auf einer Wandertour? Ich werde den perfekten Camping-Führer nicht neu schreiben, der seit 1936 schon oft neu erschienen ist. Die Wirklichkeit ist hier also vielfältig: Unsere Großmütter kannten nur ein einziges Reinigungsmittel, vielseitig, biologisch abbaubar und Enzymen aller Kategorien gefüllt. Es handelt sich um die gute alte Kernseife. Letztendlich wäscht man alles ein bißchen. Man säubert Hemden, Hosen, Socken so gut wie möglich, am besten wäscht man auch die Seife.

Nein, lacht nicht. Versucht nur einmal, bevor ihr eine gut verkrustete Kasserolle in die alles verschlingende Spülmaschine steckt, diese mit warmem Wasser und einem Stück Seife einzureiben. Das Ergebnis ist erstaunlich: Sie glänzt bescheiden, aber sie ist sauber und sie ist nirgends mehr fettig. Jetzt sagt mir, wie gelangt kaltes Wasser in das Geschirr durch den dreckigen Wasserhahn…

Und wer hat normalerweise einen Stöpsel im Rucksack? Also gut, meine Freunde, nach zahlreichen Erschütterungen öffnet sich der Feigling oder der gute Plastikbehälter wird beim ersten Stoß ohne vorherige Ankündigung rissig. Um sicher zu sein unternimmt der Wanderer so oft er kann das Experiment, die Dose oder die Flasche in eine Plastiktüte zu tun um diese dann aufmerksam und aufrecht in das Innere des Rucksacks zu packen. Was glaubt ihr, was würde mit dem Plastiksack und seiner Flasche passieren?

Liebe Leute, sie rutschen, sie schaukeln, sie mischen sich, sie zappeln wie ein Baby in seinem Bett und findet sich immer auf der gegenüber liegenden Seite wieder. Die Flüssigkeit oder das Puder profitiert dann heimtückisch davon und entweicht in die Freiheit, die duftenden Moleküle verbreiten sich überall im Rucksack. Und so findet man seine Nudeln in der Schmierseife badend und seinen Fotoapparat gut mit Scheuerpulver imprägniert.

Dieses Gesetz, auch Gravitation genannt, trifft es übrigens, das heißt die Flüssigkeit. Ein Stückchen Seife, das ich in die Seite stecke, bleibt immer dort. Sie läuft nicht aus, sie flieht nicht, ist solide, gut positioniert, unbeweglich wie die rätselhafte Sphinx ein Angriff auf den Schmutz der Welt.

Deshalb nehme ich ein Stück Seife mit, ich bete jeden Tag die Tugenden an und würdige die Weisheit meiner Großmutter.

Die Ausrüstung…