In Florenz kommt die Via degli dei – der Götterweg an, ab Florenz startet der Franziskusweg oder auch Cammino di Assisi
Wenn ich an Florenz denke, fallen mir nicht unbedingt zuerst die Medici ein, auch nicht Michelangelo, für mich ist Florenz untrennbar mit den Werken von Fillippo Brunelleschi verbunden. Er lebte von 1377 bis1446 in Florenz, lernte zunächst das Goldschmiedehandwerk und Bildhauer, musste aber bald feststellen, dass seine Interessen auf einer ganz anderen, großformatigen Ebene lagen. Der Mathematik und der Geometrie stark verbunden suchte und fand er Architektursysteme und wendete sie konsequent auf seine Bauten an. Damit wurde er unbeabsichtigt einer der Begründer der Renaissancearchitektur. Sein Interesse an der Baukunst entsprang mehr technischen als ästhetischen Erwägungen. So starteten wir denn unseren ersten Rundgang durch Florenz, wenn auch mehr versehentlich, gleich beim Findelhaus. Dieses wurde 1419 entworfenund 1421-1444 gebaut. Es wird oft als das erste im Renaissancestil erbaute Gebäude bezeichnet. Die Domkuppel und das Baptisterium* sahen wir nur von außen, da die Touristenschlangen einfach zu lang waren, um unsere kostbaren, von der Wanderung abgesparten Tage dort zu verwarten. Statt dessen sahen wir uns San Lorenzo mit der alten Sakristei (1428 vollendet) und San Spirito (1436) mit dem Refektorium und der Christusfigur vom jungen Michelangelo, die erst 1962 wiederentdeckt wurde gründlich an. Die Barbadori-Kapelle und den Mittelteil vom Pallazzo Pitti sahen wir mehr im Vorbeigehen, bewunderten aber die ausgewogenen Proportionen. Nachdem wir die heißen Nachmittagsstunden in und um San Miniato del Monte verbracht hatten und von oben die Aussicht auf Florenz genießen konnten wären wir fast zu spät zu Santa Croce mit der Pazzi Kapelle gekommen, nur durch das Entgegenkommen der freundlichen Aufsicht bekamen wir noch einen kurzen Eindruck von diesem herrlichen Werk.
San Miniato al Monte ist mit seiner flächig, dekorativen Fassadengliederung das wohl prächtigste Beispiel der Außengestaltung, wie sie bei apulischen Kirchen üblich ist, aber viel reicher inkrustiert. Sie wurde um 1170 fertig gestellt nachdem sie schon 1140 in Bau war. Der Stützenwechsel im Mittelschiff – mit je drei Arkaden auf Säulen zwischen kreuzförmigen Pfeilern mit Halbsäulenvorlagen – ist konstruktiv begründet, bedingt durch die hölzerne Dach-/Decken-Konstruktion. Von den Halbsäulen steigen Schwibbögen auf, als Hauptträger des offenen Dachstuhls. Die Krypta ist hell und mit dem Langhaus verbunden (wie in vielen romanischen Kirchen in Italien). Beiderseits eines am Ostende des Mittelschiffes aufgestellten Altarraumes, welcher als Chor bühnenartig erhöht ist und zu dem Treppen hinauf führt. Dadurch ist die Krypta für das Mittelschiff ein Raumgewinn und kein unterirdischer Sonderraum. Sie spielt eine wichtige Rolle in dem dreischiffigen Langhaus ohne Querhaus. Der Chor ist drei Traveen lang. Die Bekleidung auch der Innenwände geht auf die Antike und Byzanz zurück und ist eine nur in Italien vorkommende Dekorationsform, sie wirkt auf uns überhaupt nicht romanisch.
Santa Annunziata dagegen konnten wir noch vor unserer Heimreise in Ruhe ansehen, da die Lage so günstig zum Bahnhof ist.
*Ein Baptisterium ist ein selbständiges Bauwerk, Baptisterien wurden seit dem 4. Jh erbaut. Der Name kommt aus dem Griechischen und bedeutet Wasserbecken oder Schwimmbecken. Im Bau gibt es ein vertieftes Becken in das der Täufling untergetaucht wird um die Taufe zu vollziehen. Baptisterien gehören fast immer zu großen Kirchen bzw. Bischofskirchen und liegen meist westlich der Kirche.
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